In herrschaftlicher Unterkunft: Das alte Feuerwehrhaus der Freiwilligen Feuerwehr Rumpenheim 1981-2010

Eine wahrhaft herrschaftliche Unterkunft konnte die FF Rumpenheim von 1981 bis 2010 ihr Eigen nennen. Für 29 Jahre hatte sie ihr "Zuhause" im ehemaligen Kurhessischen Residenzschloss Rumpenheim am Main. Wenn auch nicht im Herrenhaus selbst, so waren die drei Fahrzeugboxen und eine kleine Werkstatt im Erdgeschoss, die Umkleide- und Sanitärräume, ein Unterrichts- und Aufenthaltsraum, das Wehrführerbüro, eine kleine Zentrale und eine Küche im Obergeschoss des südlichen Eckgebäudes des ehemaligen Marstallflügels untergebracht. 7.245 Stunden ihrer Freizeit hatten die Mitglieder der FF und einige freiwillige Helfer zwischen dem 14. März 1981 und der offiziellen Schlüsselübergabe am 5. Dezember desselben Jahres in den Umbau der Räumlichkeiten investiert. Wolfgang Schuler, damals Wehrführer der FF Rumpenheim, und Wolfgang Herzog haben ein Kapitel der Rumpenheimer Feuerwehrgeschichte rekonstruiert.

Feuerwehrhaus der Freiwilligen Feuerwehr Rumpenheim

Wie kam es zu dem Umzug ins Schloss?

Wie bei nahezu allen Feuerwehren war das erste, 1902 eigens für die FF Rumpenheim errichtete Spritzenhaus in der Prinz-Georg-Str. 11 nach dem Zweiten Weltkrieg schlichtweg zu eng geworden. Durch die ständig gewachsenen Aufgaben der Feuerwehr und die Intensivierung des Katastrophenschutzes war auch die Ausrüstung mit Fahrzeugen und Geräten verstärkt worden. Im Spritzenhaus konnten aber nur zwei Fahrzeuge hintereinander und in der zweiten Fahrzeugbox nur ein Fahrzeug eingestellt werden. Einen Aufenthaltsraum gab es auch nicht, von Duschen und Toiletten keine Spur. Eine Heizung war nicht vorhanden. Zeitweilig mussten Löschfahrzeuge gar in der Scheune des ehemaligen Hofgutes eingestellt werden. Diese untragbare Situation entzündete die Aktivität der FF und man nahm die Suche nach einem neuen Feuerwehrhaus auf.

Das ehemalige Marstallgebäude

Schon bald wurde man auf das alte, unter Denkmalschutz stehende Marstallgebäude in der Rumpenheimer Schlossgasse 1 aufmerksam. Hier bestand die Möglichkeit die Fahrzeuge und Geräte der FF unterzustellen und ausreichend Platz für die erforderlichen Nebenräume war im 1. Obergeschoss auch vorhanden. Von großem Vorteil war, dass das Gebäude in städtischem Besitz war und zu der Zeit nicht genutzt wurde.

So trat die FF bereits 1976 mit einem Finanzierungsplan über DM 129.000,- (€ 64.879,-) und der Bereitschaft viele Arbeiten in Eigenhilfe auszuführen an den Magistrat heran. Der Magistrat stimmte zu, und im Mai 1977 beschloss die Stadtverordnetenversammlung, einen Teil des stadteigenen Marstalles in ein Feuerwehrhaus umzubauen. Durch einen Zuschuss des Landes Hessen und einen erheblichen Anteil an Eigenleistungen war die Finanzierung gesichert. Das Werk konnte beginnen.

Gesagt, getan...

Mit Hilfe des Architekten Gerhard Plath konnte am 14. März 1981 der erste Meißelschlag durch den Stadtverordnete Dr. Knapp erfolgen. Für die Mitglieder der FF begann eine anstrengende Zeit. Die alten Einrichtungen wurden entfernt. Die alten Futterraufen der Pferde wurden von den Mitgliedern der FF entfernt. Sie sind erhalten geblieben und nun im Besitz der Bürgerinitiative Rumpenheim. Die Raumaufteilung wurde neu gestaltet und dem alten Gebäude wurde mit erheblichen Anstrengungen neues Leben eingehaucht.

Schlüsselübergabe am 14.03.1981

Nur neun Monate später konnten die Mitglieder der Feuerwehr am 5. Dezember 1981 stolz die Einweihung feiern. In einem festlichen Rahmen übergab der Oberbürgermeister Dr. Suermann symbolisch den Schlüssel des Feuerwehrhauses an den damaligen Wehrführer Wolfgang Schuler. Es gab viel Lob und Anerkennung für die, von den Mitgliedern in ihrer Freizeit geleisteten Arbeiten.

Nach der Einweihung ist vor der Einweihung

In den Jahren nach der Einweihung wurde noch der Ausbau des leer stehenden Dachgeschosses begonnen. Ausschließlich in Eigenhilfe entstand so ein weiterer Aufenthaltsraum, in dem die FF ihre Kameradschaft pflegen konnte.

Doch auch dieses Feuerwehrhaus war nur ein Übergangsdomizil, und es wurde wieder zu eng. Die modernen Feuerwehrfahrzeuge waren größer geworden und konnten nur noch mit viel Fingerspitzengefühl die alten engen Einfahrten passieren. Das alte Feuerwehrhaus in der Prinz-Georg-Straße stand auch voll. Kurz, es musste ein neues Feuerwehrhaus her. Die Zeit war günstig, ein städtisches Grundstück war im Stadtteil Bürgel an der Grenze zu Rumpenheim vorhanden, und so entstand ein neues Feuerwehrhaus. Am 18. September 2010 verließ die Freiwillige Feuerwehr Rumpenheim nach nur 29 Jahren ihr mit viel Schweiß erbautes Haus und zog in ein nagelneues Feuerwehrhaus ein. Zum Glück bleibt der Marstall der Feuerwehr erhalten. Die Jugendfeuerwehr des Stadtkreises hat dadurch eine eigene Bleibe, die Brandschutzerziehung einen eigenen Raum und der Stadtbrandinspektor ein eigenes Büro erhalten.

Das alte Spritzenhaus in der Prinz-Georg-Straße

Die FF Rumpenheim war bereits 1872 gegründet worden. Sie ist damit ein echtes Kind der Gründerjahre nach dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 und konnte 1997 ihr 125-jähriges Jubiläum feiern. Im jungen, 1871 ausgerufenen Zweiten Deutschen Kaiserreich erfolgte eine regelrechte Gründungswelle von Freiwilligen Feuerwehren.

Zu dieser Zeit befand sich das Spritzenhaus, bzw. der Raum in dem die gemeindeeigene Handdruckspritze und die Gerätschaften aufbewahrt wurden im damaligen Rathaus in der Fischergasse Ecke Breitestraße. Direkt an der Ecke stand die alte Scheune, daneben war das alte Rathaus mit Schule, Arrestzelle und dem Raum mit den Löschgeräten.

Es sollte fast 30 Jahre dauern, bis sich die Gemeinde 1901 zum Bau eines eigenen Spritzenhauses für ihre FF entschließen konnte. Es entstand am Rand der Bebauung in der Gartenstraße 11 (heute Prinz-Georg-Straße 11). Neben einer für damalige Begriffe geräumigen Fahrzeughalle hatte es einen Nebenraum und einen Schlauchturm. Der Schlauchturm verfügte nur über eine Leiter und das Gebäude war nicht unterkellert. Der Nebenraum wurde von der Gemeinde als Aufenthaltsraum bezeichnet, aber als Verkaufsraum für Freibankfleisch verwendet. Hinter dem Nebenraum war die Arrestzelle mit einer stabilen Eisentür eingefügt. Diese Arrestzelle wurde sogar noch im Zweiten Weltkrieg benutzt: Straffällig gewordenen Soldaten verbüßten dort ihre Arreststrafen.

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