Fulda: Multifunktionsbau am Frauenberg, Baujahr 1912/13

Eine eher seltene Kombination eines Feuerwehrgerätehauses mit einer Transformatoren- und Pumpenstation sowie einer öffentlichen Bedürfnisanstalt steht am Gerloser Weg 2 im Fuldaer Stadtteil Frauenberg. Diesen in einem für die damalige Zeit eher konservativen neoklassizistischen Stil gehaltenen Pavillon hat die AEG Berlin 1912/13 errichtet. Der Portikus mit seinen dorischen Säulen und den beiden seitlichen Pfeilern erinnert gar ein wenig an einen antiken Sakralbau.

Unterhalb des stadtbildprägenden Klosters am Frauenberg hatten gut betuchte Bürger ab 1900 begonnen, ihre prachtvollen Villen in sonnenverwöhnter Hanglage über der Ba-rockstadt zu errichten. Dazu gehörte auch ein standesgemäßer Komfort mit fließendem Wasser und Elektrizität. Die einst frei hängenden Stromleitungen liefen damals unter der geschweiften Haube des Dachreiters zusammen.

Ob die Feuerwehr aus ihrem Quartier im Stadtschloss bei einem Brand wohl mit ihren schweren Geräten schnell genug und auch noch mit ausreichenden Kraftreserven für die anschließenden Löscharbeiten den steilen Weg empor zu dieser bevorzugten Wohnlage anrücken konnte? - So sicher war man sich da wohl nicht und deshalb sorgte man für ein eigenes Gerätehaus, das man mit ausreichend Sinn für das Praktische gleich in einem Gebäude mit der Wasserversorgung (Pumpstation) untergebracht hat. Heute kann man das vorbildlich renovierte und denkmalgeschützte Gebäude als Location für Familienfeiern anmieten. Mit diesem eigens für einen Stadtteil geschaffenen Gerätehaus folgte Fulda dem Trend fortschrittlicher größerer Städte mit Berufsfeuerwehren, die ihrem Wachstum mit der Schaffung dezentralisierter - allerdings auch ständig besetzter - Wachen begegneten.